Wüest Partner führte auch in diesem Jahr die Haushaltsbefragung «Immo-Barometer» zu den Wohnbedürfnissen in der Schweiz durch, mit der Unterstützung des Hauseigentümerverbandes Schweiz (HEV) und des Schweizerischen Verbandes der Immobilienwirtschaft (SVIT Schweiz).
Hohe Wohnzufriedenheit
Die Schweizer Wohnbevölkerung ist weiterhin sehr zufrieden mit der eigenen Wohnsituation. Über 90 Prozent der Mietenden gefällt es aktuell in ihrer Wohnung gut (48 Prozent) oder sogar sehr gut (44 Prozent). Noch höher ist die Zufriedenheit bei den Hauseigentümerinnen und Hauseigentümern. Hier sind es gar 76 Prozent, denen es aktuell in ihrem Zuhause sehr gut gefällt, und weitere knapp 23 Prozent, denen es ziemlich gut gefällt.
Der Anteil der Befragten, denen es in ihrem derzeitigen Zuhause sehr gut gefällt, ist über die letzten Jahre jedoch leicht gesunken. Bei den Eigentümerinnen und Eigentümern setzte die Verschiebung von «sehr gut» zu «ziemlich gut» ab 2022 ein. Dies dürfte unter anderem durch die höheren Hypothekarkosten und durch die gestiegenen Energiekosten ausgelöst worden sein.
Höhere Kostensensitivität im Umfeld steigender Wohnkosten
Wie schon in den Vorjahren wird die Liste der wichtigsten Faktoren bei der Wohnungswahl durch die Kosten (Mietzins resp. Hypothekarzins) und das Preis-Leistungs-Verhältnis angeführt. Für fast alle befragten Mietenden ist der Mietzins ausschlaggebend oder von Bedeutung. Eine ähnlich hohe Bedeutung geniesst auch das Preis-Leistungs-Verhältnis. Bei den Hauseigentümerinnen und Hauseigentümern fallen die Werte nur leicht tiefer aus. Über alle Nutzertypen hat die Wichtigkeit der finanziellen Faktoren im Vergleich zu den Vorjahren zugenommen. Hauptgrund dafür dürfte das gegenwärtige Umfeld sein, das durch Hypothekar- und Mietzinserhöhungen geprägt ist. Denn die Umfrage zeigte auch, dass ein Grossteil der Mietenden und zwei Drittel der Eigentümerinnen und Eigentümer eine leicht höhere oder gar stark höhere Wohnkostenbelastung erwarten.
Höhere Qualitätsansprüche an die Innenräume
Ein auffallend starker Anstieg der Wichtigkeit war beim Komfort und vor allem bei der Lärmisolation der Wohnung festzustellen. In der Pandemie wurde mehr Zeit zu Hause verbracht, insbesondere auch tagsüber. Lärmbelastungen, sei es von Nachbarn, durch Bauarbeiten oder höheres Verkehrsaufkommen während der Rush-Hour, könnten dadurch deutlich stärker wahrgenommen worden sein. Besonders bei den Mietenden, die Lärmemissionen oftmals stärker ausgesetzt sind als Hauseigentümer, ist ein auffallend deutlicher Anstieg der Wichtigkeit dieses Faktors seit 2021 festzustellen.
Doch nicht nur die Ansprüche an die Lärmisolation sind gestiegen, auch die Wohnfaktoren Komfort, vorhandener Platz oder die Raumeinteilung haben nochmals an Bedeutung gewonnen und rangieren allesamt unter den wichtigsten Punkten bei der Auswahl einer geeigneten Wohnung oder eines geeigneten Einfamilienhauses.
Wichtige Mobilitätsansprüche
In der diesjährigen Umfrage geben rund 88 Prozent der Befragten an, dass die öffentlichen Verkehrsmittel in der Nähe von Bedeutung oder sogar ausschlaggebend sind. Während der Coronapandemie waren Mobilitätsfaktoren wie die Verfügbarkeit von ÖV in der Nähe oder beispielsweise die Länge des Arbeitsweges weniger wichtig bei der Auswahl einer Wohnung. Homeoffice ist zwar nicht mehr wegzudenken, dennoch dient es vielerorts eher als Ergänzung zum klassischen Büro, als dass es dieses vollständig ablöst. Die Tatsache, dass wieder vermehrt im Büro vor Ort gearbeitet wird, erklärt, warum die Mobilitätskriterien wieder stark an Bedeutung gewonnen haben. So ist beispielsweise auch der Faktor «öffentliche Verkehrsmittel in der Nähe» wieder auf das Vorkrisenniveau gestiegen.
Fazit
Obwohl viele Schweizerinnen und Schweizer aktuell sehr zufrieden in ihren vier Wänden sind, hat die Wohnzufriedenheit auf hohem Niveau leicht abgenommen. Im aktuellen Umfeld steigender Zinsen erstaunt es nicht, dass den Wohnkosten hohes Gewicht bei der Auswahl eines geeigneten Wohnobjektes zukommt. Zudem lässt sich im Zeitvergleich feststellen, dass sowohl die Qualitätsansprüche an die Wohnung als auch die Mobilitätsansprüche einen deutlichen Anstieg verzeichneten. Der «Immo-Barometer» berücksichtigt auch die Themen Nachhaltigkeit und Wohnzufriedenheit in Zusammenhang mit der Überbauungsdichte. Über diese Inhalte werden wir ein anderes Mal berichten.